Kölnische Rundschau - 21.08.2009 - Kahlschlag auf Raten?

Kahlschlag auf Raten?

Von Christian Deppe, 21.08.09, 21:21h


Baum- und Landschaftsschutz werden in Köln wegen Personalmangels offenbar unzureichend kontrolliert. Eine Stichprobe ergab: Von 2004 bis 2008 kam nur einer von 184 Bauherren der Pflicht zur Kompensation für gefällte Bäume nach. Der Grund ist Personalmangel bei den Behörden.


Baum- und Landschaftsschutz werden in Köln wegen Personalmangels offenbar unzureichend kontrolliert. Das zumindest legt eine verwaltungsinterne Mitteilung der Unteren Landschaftsbehörde nahe. Zwar wird das Abholzen schützenswerter Bäume auf Privatgrundstücken entsprechend der städtischen Baumschutzsatzung nur unter der Auflage genehmigt, neue Bäume nachzupflanzen. Ob die Grundstückseigentümer diese Verpflichtung anschließend auch erfüllen, wird aber so gut wie nie nachgehalten. Das habe sich mittlerweile herumgesprochen und fatale Folgen, klagen Landschaftsgärtner.

Nicht nur das Abholzen schützenswerter Bäume verlangt Kompensation, auch bei Landschaftseingriffen wird in der Regel ein Ausgleich gefordert. Wenn etwa Flächen eines Biotops bebaut werden sollen, wird die dazu notwendige Genehmigung auch nur unter der Bedingung erteilt, an anderer Stelle für Ersatz zu sorgen. Aber auch in einem solchen Fall fehlen der Landschaftsbehörde nach eigener Darstellung Mitarbeiter, um die Einhaltung zu überprüfen. Stichprobenartige Kontrollen zwischen 2004 und 2008 hätten ergeben, dass von 184 Bauherren nur einer pflichtgemäß und zeitgerecht die Kompensationsmaßnahme umgesetzt hat.


Umweltdezernentin will Verstärkung

„Das zeigt, wie unverzichtbar die Kontrolle ist“, unterstreicht die Landschaftsbehörde in dem internen Verwaltungspapier. Gleichwohl wurde seit dem Sommer letzten Jahres überhaupt nicht mehr geprüft, weil der einzige damit betraute Mitarbeiter seit dieser Zeit mit einer anderen, zwingend notwendigen Aufgabe befasst ist. „Es ist festzustellen, dass der Natur- und Landschaftsschutz im Bereich der Kernaufgabe Eingriffsregelung fast ausschließlich als ,Genehmigungsstelle' arbeitet und die gesetzlich vorgeschriebene Kompensationskontrolle in völlig unvertretbarer Weise nicht wahrgenommen wird“, schlägt die Behörde Alarm.


Inzwischen habe sich auch schon herumgesprochen, dass die Stadt ihrer Kontrollpflicht nicht nachkommt, weiß Michael Liesenberg, Chef eines Kölner Gartenbauunternehmens. „Die Leute erteilen nur noch den Auftrag für das Fällen eines Baumes. Und wenn ich dann auf die Verpflichtung zur Nachpflanzung aufmerksam mache, höre ich ganz oft: Mein Nachbar hat auch nichts gepflanzt, und es ist auch niemand gekommen, um das zu kontrollieren“, sagt der Baumsachverständige. Der Branche des Garten- und Landschaftsbaus entstehe damit ein erheblicher Schaden, der letztlich auch Auswirkungen auf die Gewerbesteuereinnahme der Stadt habe.


Umweltdezernentin Marlis Bredehorst fordert personelle Verstärkung für die Landschaftsbehörde - oder die Abschaffung der Baumschutzsatzung. Der Umweltausschuss wird sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.